Claude Debussys Préludes zeugen von der ganzen Meisterschaft und Erfahrung, die sich der Komponist im Laufe der Jahre aneignete. Es handelt sich bei den 24 Stücken um lauter kleine Meisterwerke, die für den Impressionismus nicht typischer sein könnten. Die Stimmungsbilder schillern in den exotischsten Farben und scheuen auch keine Ausflüge in fremdartige Klangwelten. In technischer Hinsicht wird dem geneigten Interpreten so ziemlich jede Technik abverlangt, die damals als spielbar galt. Diese reizenden und zeitlosen Petitessen erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit und gehören mit Recht zu den meistgespielten Klavierkompositionen des 20. Jahrhunderts. Kaum ein seriöser Pianist kam bislang umhin, diesen Eckpfeiler der Klavierliteratur zu ignorieren.
Die klassische Aufnahme des Zyklus stammt von Arturo Benedetti Michelangeli, dessen Debussy-Spiel auch heute noch – über zwanzig Jahre nach seinem Tod im Jahre 1995 – allenthalben als überirdisch empfunden wird. Er befreite Debussys Werke von den schweren und pedalgetränkten Klängen, die seine Zeitgenossen bevorzugten, und etablierte damit eine völlig neue Vorstellung davon, wie Debussy zu spielen sei. Sein interpretatorischer Ansatz ist dabei bis zum heutigen Tage beispielhaft geblieben.
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Für ähnlich viel Furore sorgte der polnische Pianist Krystian Zimerman, als er 1994 eine Einspielung vorlegte, die heute gleichberechtigt neben Michelangelis Version steht. Zimerman bevorzugt rhythmisch präzise und vitale Klänge, die noch mit deutlich weniger Pedal auskommen. Seine Technik ist dabei bis ins kleinste Detail ausgefeilt und überzeugt mit ihrer unglaublichen Brillanz. Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass mit dieser Aufnahme eine neue Ästhetik in Sachen Debussy aus der Taufe gehoben wurde. Die britische Zeitschrift GRAMOPHONE führt diese Einspielung jedenfalls in ihrer legendären Liste der 100 All-time Great Recordings.
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Als Geheimtipp sei hier außerdem auf die Interpretation des italienischen Pianisten Dino Ciani, der 1974 im tragisch jungen Alter von 33 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, verwiesen. Trotz der noch jungen Karriere zeugen diese Aufnahmen von einer Reife, die einen sprachlos macht. Speziell in den langsameren Sätzen entspinnt Ciani ein Klanggeflecht voller subtiler Nuancen und atemberaubender Effekte.
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Eine weitere berühmte Aufnahme wurde im Jahre 1953 von Walter Gieseking eingespielt, der speziell für seine unnachahmliche Pedalisierungskunst gefeiert wurde. Allerdings empfand ich Giesekings Technik häufig als oberflächlich und nicht selten sogar als schlampig. In seinen stärksten Momenten vermag dieses Album durchaus zu überzeugen, aber bei rhythmisch heiklen Passagen wie in „Ce qu’a vu le vent d’ouest“ geht dem Interpreten auf Kosten der Technik allzu häufig der Gaul durch. Außerdem ist die obsolete Aufnahmetechnik natürlich Gift für die klanglichen Effekte. Es gibt nicht wenige, die diese Aufnahme der Préludes als die beste überhaupt empfinden, aber mir persönlich ist dies bis zum heutigen Tag schleierhaft geblieben, zumal es ja an guten Alternativen keineswegs mangelt.
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