Es ist erstaunlich genug, dass der Impressionist Ravel sich überhaupt noch einer tradierten Form annahm, wo doch diese Stilrichtung vor allem durch die Auflösung konventioneller Modelle und ästhetischer Prinzipien gekennzeichnet war. Seine Sonatine ist trotz ihrer Dauer von etwa 11 Minuten gespickt mit schwierigen Passagen, ungewohnten Klängen und federleichten Melodien, die gerade im mittleren Satz regelrecht zu entschweben scheinen.
Unter den vielen erhältlichen Versionen imponiert mir diejenige von Ivan Moravec am meisten, da seine Anschlagskultur so viele Nuancen parat hat, dass andere Interpreten nur davon träumen können! Seine subtilen Rubati, die Pedalisierungskunst und das untrügliche Gespür für transparente Polyphonie machen diese Interpretation zu einer echten Sternstunde durch einen viel zu wenig beachteten Pianisten, der leider 2015 von uns ging. Glücklicherweise bietet das Label Supraphon hier einen besseren klanglichen Standard als er zum Zeitpunkt der Aufnahme im Jahre 1969 sonst von diesem Label erwartet werden durfte.
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