Schumanns Kinderszenen sind wohl sein beliebtestes Werk, auch wenn sie oftmals irrtümlicherweise als Kompositionen für Kinder angesehen werden. Die unzählige Male wiedergegebene „Träumerei“ aus dem Zyklus hat das Werk zwar bekannter gemacht, aber auch häufig zu einer falschen Wahrnehmung des Werkes als harmloser Salonreigen geführt. Ein gewisser Erfahrungsschatz ist beim Spielen dieses Werkes notwendig, denn zum einen sind die dreizehn Stücke in technischer Hinsicht nicht ganz ohne, und zum anderen ist es keineswegs einfach, die schwankenden Stimmungen abzubilden und dabei hochpoetisch zu spielen – schließlich verstanden sich die frühen Romantiker ja als „Dichter in Tönen“.
Ein sensibler und kultivierter Anschlag hilft bei der Bewältigung dieses gar nicht so einfachen Werkes ungemein – und genau dies macht Vladimir Horowitz zu einem prädestinierten Interpreten des Werkes. Die Klangästhetik dieses Ausnahmepianisten passt vollendet zu diesem kleinen Zyklus und hebt ihn weit aus der Masse gewöhnlicher Einspielungen heraus. Schumann und Horowitz waren gewissermaßen Brüder im Geiste, denn quälende Selbstzweifel gehörten genauso zu ihrem Charakter wie Borniertheit. Diese Seelenverwandtschaft führte dazu, dass viele Werke Schumanns bei Horowitz in besten Händen waren. Keine Frage: man kann die Kinderszenen auch anders spielen, aber schwerlich besser.
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Die Version von Martha Argerich erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit: sie ist nicht so subtil wie die von Horowitz und insgesamt zügiger, aber trotzdem hinreißend. Speziell die flexiblen Tempi tragen wesentlich zum Gelingen der Aufnahme bei.
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Meine liebste Herangehensweise ist und bleibt aber diejenige von Ivan Moravec. Sie wirkt am natürlichsten und gänzlich unprätentiös. Der tschechische Pianist genehmigt sich im Gegensatz zu Horowitz und Argerich keinerlei Mätzchen und stellt sein Spiel voll in den Dienst des Werkes. Natürlichkeit und Eleganz zeichnen diese Aufnahme aus, die für mich unübertroffen bleibt.
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