Eines der wenigen Klavierwerke Haydns, das keine Sonate ist (obwohl manche auch dafür Anhaltspunkte sehen) und trotzdem einen gewissen Stellenwert genießt, ist sein Variationszyklus in f-moll. Das Thema, in dem klassische Eleganz mit einer eher gewissen Dramatik (bedingt durch die vergleichsweise düstere Tonart) gepaart wird, verziert Haydn in den folgenden Varianten (gleich die erste steht in F-Dur und hellt die Stimmung auf) auf höchst reizende Art: speziell die kühne Harmonik und die überraschenden Pausen untermauern einmal mehr seine kompositorische Meisterschaft. Immer noch steht Haydn sehr zu Unrecht im Schatten von Mozart und Beethoven.
Der amerikanische Pianist Emanuel Ax, der zu den meist unterschätzten Pianisten seiner Generation zählt, ist ein idealer Interpret des Werkes. Dieser bescheiden gebliebene Pianist führt etliche Werke der Wiener Klassik (auch die Sonaten von Haydn) in seinem Repertoire und beweist ein besonderes Gespür für diese Epoche. Mit seiner natürlichen und völlig unaufdringlichen Herangehensweise entlockt Ax diesem verkannten Werk Facetten, die den meisten schwächeren Pianisten entgehen würden (falls sie sich des Werkes überhaupt annehmen). Die ideale Balance der stetig zwischen Dur und Moll wechselnden Variationen ist schlicht hinreissend geraten – von der makellosen, aber stets zweckdienlich eingesetzten Technik ganz zu schweigen.
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