Das auch als das Alte Testament der Klaviermusik bezeichnete Werk wurde von Johann Sebastian Bach in zwei Bänden veröffentlicht, wobei zwanzig Jahre zwischen den beiden Bänden lagen. Die Sammlung von 48 Präludien und Fugen in allen Tonarten ist ein Eckpfeiler der Klavierliteratur und darf in keiner ernsthaften Sammlung fehlen.
Mein Favorit ist eine Aufnahme, die leider nur sehr schwer zu bekommen ist. Samuel Feinberg, ein hierzulande nur wenig bekannter und schon lange verstorbener Vertreter der russischen Klavierschule, schafft meines Erachtens eine ideale Balance zwischen intellektueller architektonischer Strenge und Emotion. Man sagte dem Spiel dieses Pianisten eine fast schon religiöse Qualität nach – wenn es so etwas überhaupt geben kann, dann bringt diese Aufnahme den Hörer so nahe wie nur denkbar an dieses Ideal heran.
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Ansonsten seien hier vier weitere Aufnahmen empfohlen, die leichter erhältlich sind.
Der ungarische Pianist András Schiff ist zusammen mit Murray Perahia (auf dessen Einspielung des WTK die Klassikwelt immer noch wartet) DER Bach-Interpret der heutigen Zeit schlechthin. Seine zweite Einspielung des Werkes vor wenigen Jahren bei dem Label ECM kommt komplett ohne Pedal aus und liefert einen gewichtigen Diskussionsbeitrag, selbst wenn diese Einspielung meiner Meinung nach in seinem Bach-Zyklus nicht die stärkste ist.
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Die historische Aufnahme, die wohl am reinsten und am wenigsten kontrovers daher kommt, ist diejenige von Rosalyn Tureck aus dem Jahre 1953. Die amerikanische Pianistin beschäftigte sich so intensiv mit Bach wie mit keinem anderen Komponisten – und das Ergebnis bestätigt das in eindrucksvoller Weise. (Die viel später entstandene Aufnahme der mit in dieser Box enthaltenen Goldberg-Variationen ist hörenswert, aber nicht so souverän geraten.)
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Schließlich sei noch auf die Aufnahme Edwin Fischers aus dem Jahre 1936 verwiesen. Fischers Technik ist zwar vergleichsweise schwach, doch sein romantisierendes Spiel ist teils von berückender Schönheit und beinhaltet einige der genialsten Eingebungen, die das WTK überhaupt nur gestatten kann. Der österreichische Pianist Alfred Brendel schätzt diese Aufnahme jedenfalls als eine der phantastischsten seiner gesamten Sammlung. Das vielleicht Bemerkenswerteste an dieser Aufnahme ist jedoch die Tontechnik: was der legendäre Produzent Walter Legge bereits 1936 in puncto Klang zu leisten vermochte, ist kaum zu glauben.
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Der ansonsten nicht so bekannte Pianist Jewgeni Koroliov schließlich spielte eine Version ein, die der ungarische Komponist György Ligeti zutiefst bewunderte. Koroliovs Spiel ist frei von jedweder Eitelkeit und immer der Musik dienlich. Die bei dem kleinen Label TACET veröffentlichte Einspielung hätte sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient, da sie immer wieder von renommierten Kritikern empfohlen, aber von der breiten Masse aufgrund der nur wenig bekannten Plattenfirma kaum wahrgenommen wird.
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