Die Klaviersonaten Mozarts nehmen in seinem Werk immer noch eine Art Sonderstellung ein. Es handelt sich dabei zwar um herausragende Beiträge zur Klavierliteratur ihrer Zeit, doch richtet sich der Fokus der Klassik-Liebhaber immer noch häufiger auf seine Sinfonien, Kammermusik, Opern und das Requiem. Der Einfluss der 32 Klaviersonaten Beethovens überstrahlt zudem die Errungenschaften Haydns und Mozarts auf diesem Gebiet derart, dass ihre Leistungen drohen, nicht genügend gewürdigt zu werden.
Während die Sonaten Haydns fast allesamt an zu geringer Bekanntheit leiden, so gibt es unter den 18 Sonaten Mozarts wenigstens ein paar, die aus diesem Schaffen herausragen: neben der Sonate A-Dur KV 331 („Alla turca“) wären dies vor allem die für Mozart’sche Verhältnisse erstaunlich dramatische Sonate c-Moll KV 457, die „Sonata facile“ C-Dur KV 545 und die Sonate D-Dur KV 576 („Jagd-Sonate“). Andererseits führt die Popularität dieser Sonaten nicht selten dazu, dass die anderen Beiträge Mozarts auf diesem Gebiet noch mehr ignoriert werden. Daher sei an dieser Stelle nicht eine „Best of“-Zusammenstellung, sondern eine Gesamtaufnahme empfohlen.
Die portugiesische Pianisten Maria Joao Pires gilt als medienscheu. Sie zieht sich gerne auf ihren portugiesischen Landsitz zurück und lässt den Werken und ihrer eigenen Inspiration alle Zeit, sich frei zu entfalten. Ihr vergleichsweise schlankes Repertoire ist daher äußerst elaboriert und durchdacht. Dass Mozart und Schubert Eckpfeiler ihres Repertoires bilden, passt hervorragend zu ihrem kantablen und lyrischen Spiel. Unter ihren Händen erfahren die Klaviersonaten Mozarts eine ganz leicht romantisierende Deutung mit unerhört viel Klangsinn und kantablen Melodieführungen. Trotz des unüberschaubaren Angebots an Konkurrenzaufnahmen (Gulda, Gieseking, Schiff, Uchida und Seemann – um nur einige zu nennen) behält diese Einspielung ihren Referenzcharakter bis zum heutigen Tag. Da die Box auch die Fantasie c-Moll KV 475 enthält, finden Klavierliebhaber in dieser einen preiswerten Box den gesamten Mozart für Soloklavier, den sie jemals brauchen werden.
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Eine interessante Alternative ist die Einspielung von Christoph Eschenbach, dem langjährigen Chefdirigenten des NDR-Sinfonieorchesters. Eschenbach hat inzwischen die Tastatur fast vollständig die Tastatur gegen den Taktstock eingetauscht, doch seine Einspielung aus den 1970er-Jahren ist wegen ihres vergleichsweise markanten und nüchternen Anschlags sehr bemerkenswert. Speziell die wenigen Sonaten in Moll (allen voran KV 310) kommen hier weitaus dramatischer als gewohnt herüber – neue Hörerlebnisse sind hier garantiert.
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Falls es doch der ganze Mozart sein muss, dann sei hier noch ein Geheimtipp erwähnt: die österreichische Pianistin Ingrid Haebler, die vor allem in den 1960er-Jahren regelmäßig auftrat, hängte die Messlatte hier sehr hoch. Sie erwarb sich zu jener Zeit die berechtigte Reputation einer Koryphäe, wenn es um Schubert oder Mozart ging. Ein Wort der Warnung zum Abschluss: die 10-CD-Box ist offiziell vergriffen und somit schwer zu finden. Selbst wenn dies gelingt, wird ein hoher Preis dafür fällig werden.
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