Joseph Haydn (1732 – 1809): Späte Klaviersonaten (Standardrepertoire)

Die Bedeutung der Klaviersonaten Joseph Haydns wird häufig unterschätzt. Nicht nur, dass Beethovens Sonaten ohne Haydns Einfluss kaum denkbar wären – nein, sie werden auch immer noch zu selten im Konzertsaal gespielt. Wenn doch, dann dienen sie meistens als eher harmlose, einen Konzertabend einleitende Werke. Der große Sviatoslav Richter hingegen scheute sich nicht, die Bedeutung der Sonaten entsprechend aufzuwerten, indem er sie nicht etwa zu Beginn, sondern am Ende eines Konzerts spielte. Überhaupt war Richter einer der wenigen großen Pianisten, der Haydn den gebührenden Respekt zollte – beileibe keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der das Bild des betulichen und liebenswürdigen „Papa Haydn“ noch fest in den Köpfen der Zuhörer und Wissenschaftler verankert war.

Alfred Brendel, der große österreichische Pianist, setzte die Schwerpunkte in seinem Repertoire vor allem mit den großen deutschen und österreichischen Werken der Wiener Klassik und der Romantik. Eine tiefgreifende Beschäftigung mit Haydns Sonaten war damit quasi obligatorisch, aber eben auch ungemein nutzbringend. Die 11 späten Sonaten, in deren Aufnahme Brendel die Erfahrungen jahrzehntelanger Beschäftigung packte, könnten kaum idiomatischer gespielt sein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich diese Aufnahme bis heute ihren Ausnahmerang bewahrt hat und für jeden, der sich dieses Repertoire aneignen möchte, eine unschätzbare Quelle der Inspiration und Freude darstellt. Die letzte Sonate in Es-Dur liegt noch in einigen anderen großen Einspielungen vor, aber in ihrer Gesamtheit ist diese Einspielung maßstabsetzend.

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