Franz Schubert (1797 – 1828): Impromptus D 899 & D 935 (Standardrepertoire)

Poesie in Vollendung – so könnte man Schuberts Impromptus umschreiben. Die acht reifen Klavierstücke gehören zu den meistgespielten und beliebtesten Werken im Konzertsaal, auch wenn häufig eher eine Auswahl der Stücke als einer der beiden Zyklen oder gar beide gespielt werden. Die durchaus anspruchsvollen Kompositionen haben seit Generationen die Phantasie von Pianisten wie Publikum gleichermaßen beflügelt und gehören zu den Eckpfeilern des romantischen Klavierrepertoires.

Obwohl Schuberts Impromptus folgerichtig sehr häufig eingespielt wurden, gibt es eine Aufnahme, die für mich zu den besten Klavieraufnahmen aller Zeiten gezählt werden muss. Dass die Interpretin sich erdreistete, die Aufnahme dem Klaviergiganten Sviatoslav Richter zu widmen, schien mir eine regelrechte Anmaßung – doch nach dem Hören wurde mir bewusst, dass eine Sternstunde in der Geschichte der Klaviermusik stattgefunden hatte.

Die portugiesische Pianisten Maria Joao Pires legte Mitte der 90er-Jahre eine Interpretation vor, die alle anderen in den Schatten stellt – eine gewagte Aussage, wenn man bedenkt, wer dieses Stücke sonst schon so alles eingespielt hat. Mit ihrem unerhört sensiblen Gespür für Klangkultur, feinste Rubati und vollendete Tempi hat Pires hier einen Meilenstein für die Ewigkeit geschaffen. Erfreulicherweise sind auch die Drei Klavierstücke D 946 sowie das Allegretto D 915 noch mit enthalten. Wirklich jeder Ton sitzt bei Pires: alles ist unglaublich kultiviert, souverän und doch kein bisschen akademisch – Klavierspiel in Vollendung. Wahrlich eine Doppel-CD für die berühmte einsame Insel!

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Wenn es nur die acht Impromptus auf einer CD sein sollen, dann sei hier noch der Beitrag von Krystian Zimerman erwähnt. Der für seine skrupulöse Herangehensweise bekannte polnische Pianist veröffentlicht nur das, womit er wirklich extrem zufrieden ist. Da dies zudem recht selten geschieht, kann man bei Zimerman praktisch immer davon ausgehen, mit etwas Besonderem konfrontiert zu werden – seine Deutung der Impromptus macht da keine Ausnahme. Wäre da nicht die Einspielung von Pires, dann wäre man versucht zu glauben, dass die Impromptus kaum besser gespielt werden könnten.

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