Die sechs unterschiedlich langen Stücke sind der ideale Einstieg in Schuberts Welt: poetisch, bezaubernd und charmant. Sie sind nicht so groß dimensioniert wie die Impromptus und formal in dreiteiliger Liedform gehalten, was sie leicht zugänglich macht. Der schier endlose Fluss an Melodien und himmlischen Pausen sowie die immer wieder anzutreffenden Achtel- oder Sechzehntelbewegungen, die den rastlosen Wanderer symbolisieren sollen, sind unverwechselbare Markenzeichen von Schuberts Tonsprache und meist in diese Petitessen verwoben.
Ich möchte hier zwei Aufnahmen empfehlen, von denen die eine zwar wegen des Aufnahmedatums den etwas schlechteren Klang hat, aber insgesamt das beste Paket bietet und meines Erachtens selbst Schubert-Koryphäen wie Schnabel, Kempff und Brendel hinter lässt. Die Rede ist von Clifford Curzon, einem britischen Pianisten, der hierzulande wenig bekannt geblieben ist. Sein Spiel war ungemein feinfühlig, ausgewogen und aristokratisch, was ihn zu einem perfekten Interpreten für Schuberts subtile Klangwelten machte. Anschlagskultur und Gespür für Poesie sind unerreicht, und auch die Wahl der Tempi könnte kaum idiomatischer sein. Curzons Einspielung der Moments musicaux hat auch nach einem halben Jahrhundert nichts von ihrem Referenzrang eingebüßt.
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Eine modernere Aufnahme mit besserem Klang ist diejenige von András Schiff, der in heutigen Zeiten zu den kompetentesten Exegeten von Schuberts Klangwelten zählt. Schiff scheint einer der wenigen Pianisten zu sein, die mit fortschreitendem Alter immer noch besser werden. Was der Ungar aber auch in früheren Jahren – wenn er denn in Topform war – einspielte, lässt durchaus aufhorchen. Unter seinen Aufnahmen ragen die Moments musicaux deutlich heraus.
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