Die 10 Klaviersonaten bilden den Kern von Scriabins Klavierwerk, zumal sich an ihnen die kompositorische Entwicklung des Komponisten hervorragend nachvollziehen lässt. Hält sich der Komponist noch in den frühen Werken an tradierte Formen, so werden diese später immer stärker aufgelöst, bis sie praktisch kaum mehr erkennbar sind. Die im Gegenzug immer kühner werdende Harmonik wirft die – wie auch im Falle von Chopin – interessante Frage auf, wie sich die Musik Scriabins wohl noch entwickelt hätte, wenn er nicht so früh das Zeitliche gesegnet hätte.
Unter den Gesamtaufnahmen ist die Einspielung des kanadischen Ausnahmepianisten Marc-André Hamelin sicherlich eine der gelungensten und bemerkenswertesten. Er vereint visionäre Imagination, grenzenlose Ausdauer, unbändige Kraft und die Fähigkeit, polyphone Strukturen hörbar zu machen, in seinem Spiel – und damit alle Tugenden, die ein begnadeter Interpret diese Komponisten benötigt.
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In künstlerischer Hinsicht vielleicht noch befriedigender ist die Aufnahme des nur wenig beachteten Pianisten Igor Shukov. Seine Interpretationen erscheinen zum Teil recht langsam (insbesondere Nr. 6), punkten aber mit ungemein viel Tiefgang und subtilen Effekten gerade in der leiseren Passagen. Dies ist kein Scriabin, der von Wucht lebt, sondern von schillernden Farben und Eleganz. Ein echter Geheimtipp!
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Hier noch eine Liste mit meinen Favoriten zu jeder einzelnen Sonate:
Nr. 1: Wojciech Kocian (Amazon-ASIN: B0000AKOIG)
Nr. 2: Ivo Pogorelich (Amazon-ASIN: B00000E4GB)
Nr. 3: Vladimir Sofronitzky (Amazon-ASIN: B000JJS5Y0)
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