Franz Liszts dreiteiliger Zyklus mit dem Namen „Wanderjahre“ oder „Pilgerjahre“ ist seine vielleicht gelungenste und poetischste Sammlung romantischer Charakterstücke, die von Stationen auf seinen Reisen durch die Schweiz und Italien inspiriert sind. Manche der Stücke sind bekannter als andere (z.B. die Wasserspiele in der Villa d’Este), aber insgesamt sind diese Kompositionen tiefgründiger und weniger virtuos als viele andere Werke im Schaffen Liszts. Die poetische Tonsprache wirkt ungleich nachdenklicher und ernsthafter als man es von Liszt sonst gewohnt ist – ein Umstand, der sicherlich maßgeblich zur Popularisierung dieser Werke beitrug.
Gesamteinspielungen des Werkes sind trotzdem rar, da sich die meisten Interpreten damit begnügen, eine Auswahl an Stücken aus dem insgesamt dreistündigen Zyklus in ihr Repertoire aufzunehmen. Der sowjetische Pianist Lazar Berman (1930 – 2005), der aufgrund der repressiven Kulturpolitik der Regierung seines Landes nur selten außerhalb der Sowjetunion auftreten durfte, führte jedoch alles Stücke in seinem Repertoire und legte eine Gesamteinspielung vor, die bis heute Maßstäbe setzt. Sie ist bis zum heutigen Tage seine wohl bekannteste Aufnahme geblieben. In ihrer Gesamtheit wirken die Stücke sehr homogen und bilden einen zusammenhängenden Zyklus voll lyrischer Schönheit und hinreißender Einfälle.
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