Es gibt in der Klaviermusik nach 1945 kaum ein Werk, das dauerhaft Repertoirewert erlangen konnte. Am ehesten trifft dies vermutlich noch auf die teuflisch schweren Etüden des ungarischen Avantgarde-Komponisten György Ligeti zu. Sie erfreuen sich unter professionellen Pianisten einer recht großen Beliebtheit, weil sie den Interpreten einerseits vor größte technische Herausforderungen stellen, aber andererseits auch die Möglichkeit bieten, bei entsprechend gelungenem Vortrag zu glänzen und zu beeindrucken. Dabei sind die Stücke selbst keineswegs so atonal wie man es von vielen Kompositionen Ligetis erwartet. Gewöhnungsbedürftige Kost ist dies sicherlich, aber auch wirklich reizvolle.
Das Non-Plus-Ultra unter den wenigen Gesamtaufnahmen ist die Einspielung des auf die Musik des 20. Jahrhunderts stark fokussierten französischen Pianisten Pierre-Laurent Aimard. Sie ist in technischer Hinsicht aberwitzig gut, musikalisch vollkommen überzeugend und einfach durch und durch gelungen. Eine bessere Aufnahme hat Aimard meines Erachtens bis zum heutigen Tage nicht produziert. Außerdem enthält die CD auch noch das reizende und weniger anspruchsvolle „Musica ricercata“, das noch deutliche Einflüsse seines Landsmanns Béla Bartók aufweist.
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