Oft genug haben viele Menschen einfach Berührungsängste, wenn es um den Besuch in einem Spitzenrestaurant geht. Die Vorbehalte sind meistens unbegründet, aber ein paar wenige Tipps seien hier trotzdem aufgelistet, um die Scheu zu nehmen.
- Die allerwichtigste Regel lautet: nehmen Sie sich Zeit! Wenn Sie abends ein solches Restaurant besuchen, dann rechnen Sie mit einem Aufenthalt von mindestens zwei bis drei Stunden. Sich für denselben Abend noch etwas anderes vorzunehmen macht daher wenig Sinn, zumal Eile der schlechteste Genießer überhaupt ist. In diesem Sinne: ganz auf den Besuch fokussieren und den Abend in vollen Zügen genießen!
- Viele Spitzenrestaurants legen keinen Wert mehr auf Abendgarderobe. „Casual Fine Dining“ ist ein Modewort, das gerade in der Spitzengastronomie die Runde macht und andeutet, dass die Branche ohnehin verstärkt darauf abzielt, hochwertige Küche in einem lockeren Ambiente anzubieten und elitäre Riten abzulegen. Es muss also nicht das teuerste Abendkleid bei der Dame oder ein Smoking beim Herrn sein – von Turnschuhen, löchrigen Jeans und karierten Holzfällerhemden ist dennoch abzuraten. Wenn doch auf bestimmte Garderobe seitens des Restaurants Wert gelegt wird, dann wird meistens in der schriftlichen Bestätigung, die man als Gast erhält, oder auf der Homepage explizit darauf hingewiesen (z.B. Jackettpflicht im Brenners Park-Restaurant in Baden-Baden). Dass einem Gast wegen der Garderobe der Einlass verwehrt wurde, ist mir indes noch nie untergekommen.
- Ein Blick auf die Homepage des Restaurants kann zusätzliche Anhaltspunkte liefern, was den Gast erwartet. Die Garderobe kann also dem Rahmen angepasst werden, und oft genug findet sich neben einer aktuellen Speisekarte auch ein Statement des Chefkochs, worauf es ihm ankommt oder was seinen Stil ausmacht.
- Reservierungen, die nicht rechtzeitig storniert werden (in der Regel 24 oder 48 Stunden im Voraus) ziehen meist kostenpflichtige Konsequenzen nach sich. € 100,- pro Person oder Tisch sind in diesem Zusammenhang keine Seltenheit. Am besten daher gleich ganz von Reservierungen „zum Spaß“ absehen und den Termin ernst nehmen.
- Im Restaurant selbst sind im Wesentlichen drei Unsitten zu vermeiden: das Aufstützen auf dem Tisch mit dem Ellbogen, das Aufsupfen von Soße mit dem bereit gestellten Brot (dafür ist der flache Soßenlöffel da) und das Essen vom Teller einer anderen Person am Tisch („Willst Du mal probieren?“). Manche Restaurants (etwa die Hälfte) haben kein Problem damit, während in der anderen Hälfte ein böser Blick seitens des Serviceteams oder eine nachträgliche Mail mit dem entsprechenden Hinweis die Folge sein kann. Da etliche Restaurants aus ökonomischen Gründen inzwischen ohnehin nur noch eine einzige Menüfolge anbieten, sollte es nicht so schwer sein, das Essen von fremden Tellern zu unterlassen.
- Das Hantieren mit elektronischen Geräten zwischen den Gängen ist für manch anderen Gast ziemlich nervig, zumal wenn etwa dem Partner vom Smartphone ein Text auch noch laut vorgelesen wird. Die übrigen Gäste interessiert das meist wenig – und diese sind dann auch zurecht pikiert. Außerdem gilt: wenn man fünfe auch mal gerade sein lässt und für drei Stunden aufs Smartphone verzichtet, dann kann dies dem Genuss nur förderlich sein.
- Selbstverständlich sind auch die Nebenkosten für Getränke etwas höher als in gewöhnlichen Restaurants. Trotzdem gilt, dass in vielen Fällen eine Fülle liebenswerter und kostenloser Details (wie z.B. eine beeindruckende Sammlung von Amuses bouches, eine filigrane Präsentation seitens der Patisserie oder eine reiche Brotauswahl) diese Preise durchaus rechtfertigt. Wenn der Abend also nicht gerade ein kompletter Reinfall war, ist ein Trinkgeld von ca. 10% des Rechnungsbetrags durchaus gängige Praxis und angemessen.
- Bei Fragen oder Unklarheiten sollte man sich nicht scheuen, den Service zu bemühen – dazu ist dieser ja schließlich da und für solche Fälle auch geschult. Eine eingespielte Brigade an Fachkräften erkennt in der Regel recht schnell, ob der Gast ein Routinier oder ein Neuling ist bzw. wie es um die Befindlichkeit des Gastes gerade bestellt ist. Von einem guten Service darf man zurecht erwarten, dass er die Atmosphäre auflockert und dem unerfahrenen Gast mit Rat und Tat zur Seite steht.
- Versuchen Sie nicht, jeden Cent zweimal umzudrehen und unterlassen Sie es besser, zu fragen, ob der Aperitif nun neun oder zehn Euro kostet. Wenn Sie den Eindruck erwecken, dass Sie knapp bei Kasse sind, dann tun Sie im Sinne des Genusses weder sich selbst noch dem Serviceteam etwas Gutes.
- Zwei spezielle Getränke würde ich niemals in einem derartigen Lokal bestellen – und habe es auch bei anderen Gästen bislang nur äußerst selten erlebt. Zum einen wäre da Bier zu nennen, da der Geschmack des Gerstensafts oft wenig mit den dargebotenen Speisen harmoniert. Zum anderen ist auch Cola zu vermeiden, da die übermäßige Süße dieses Getränks den oft subtilen Geschmack einer fein austarierten Kreation gnadenlos erschlagen würde.
Mit diesen wenigen Ratschlägen sollte einem gelungenen Erstbesuch nur wenig im Wege stehen. Ich wünsche dem geneigten Leser schon jetzt viel Freude dabei!