Johannes Brahms (1833 – 1897): Sonate Nr. 3 f-Moll op. 5 (Standardrepertoire)

Im vergleichsweise schmalen Klavierwerk von Johannes Brahms ist die dritte Sonate eines der herausragenden Werke. Es stellt die logische Konsequenz der Entwicklung dar, die bereits in den zuvor entstandenen Sonaten ihren Beginn genommen hatte. Das großformatige fünfsätzige Werk ist fast eine verkappte Symphonie für Soloklavier und stellt enorme technische Ansprüche an den Interpreten. Auch die emotionale Bandbreite in dem Werk ist immens und erfordert eine breite Palette an Gefühlen und feinsten Schattierungen. Dass das Werk Brahms‘ Mentor Robert Schumann beeindruckte, ist nicht schwer nachzuvollziehen. Außerdem stellt die Sonate eine Art Gegenbeitrag zu der Ästhetik dar, die Franz Liszt fast zeitgleich mit seiner H-Moll-Sonate propagierte.

Der polnische Pianist Krystian Zimerman spielte in den 80er-Jahren eine Aufnahme ein, die bis heute zu den meistgesuchten Klavieraufnahmen zählt. Die Aufnahme, die Anfang der 90er-Jahre in einer Doppel-CD zusammen mit den beiden anderen Sonaten, dem Scherzo op. 4 und den vier Balladen op. 10 veröffentlicht wurde, war für gefühlte fünf Minuten auf dem Markt und dann wieder verschwunden. Es wird kolportiert, dass sich Zimerman höchstselbst die weitere Verbreitung dieser Aufnahme verbat und ihren Verkauf stoppen ließ. Über die Gründe ist viel spekuliert worden, aber dessen ungeachtet gehört diese Doppel-CD zu den unbezahlbaren Sammlerstücken der Klavierliteratur. Ich empfinde es als meine Pflicht, auf diese Aufnahme hinzuweisen, auch wenn sie fast nicht – oder nur zu exorbitanten Preisen – aufzutreiben ist. Preise über € 500 (!) sind für diese Aufnahme keine Seltenheit.

Der legendäre Artur Rubinstein bescheinigte Zimerman, ein noch besserer Spezialist für Brahms als für Chopin zu sein – wenn man diese Aufnahme hört, kann man kaum widersprechen. Wirklich alles an dieser Aufnahme ist perfekt: ein individueller, aber vollkommen stimmiger Ansatz wird mit unerhörtem Klangsinn und feinsten Rubati gepaart – und doch genügen keine Worte, um diese Aufnahme zu würdigen. Ich persönlich zähle diese Doppel-CD zu den besten fünf Klavieralben aller Zeiten.

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Rubinstein selbst spielte eine beachtliche Aufnahme ein, die vor allem leichter zu beziehen ist. Das aristokratische Spiel des Polen ist für dieses Werk geradezu prädestiniert. Zimerman bleibt unerreicht, aber ansonsten gehört diese Interpretation zu den besten überhaupt.

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