Modest Mussorgsky (1839 – 1881): Bilder einer Ausstellung (Standardrepertoire)

Unter den ohnehin schon spärlich vorhandenen Klavierwerken Mussorgskys sind die Bilder einer Ausstellung das einzige Werk, das sich im Repertoire halten konnte. Außerdem sei angemerkt, dass das Werk erst durch die Orchestrierung von Maurice Ravel zu dem Ruhm gelangte, den es heute genießt. Die Klavierversion wirkt sehr viel gröber und ungleich perkussiver als in Ravels orchestraler impressionistischer Farbenvielfalt. So hat sich die Klavierfassung trotz allem nie richtig etablieren können und wird von nur vergleichsweise wenigen Pianisten gespielt. Das gut halbstündige Werk handelt vom Gang durch eine Ausstellung von Gemälden. Zwischen den meisten Bildern ist eine Promenade eingeschoben, die den Gang durch die Ausstellung versinnbildlicht.

In künstlerischer Hinsicht ist Sviatoslav Richters Live-Aufnahme von Sofia aus dem Jahre 1958 das Maß aller Dinge geblieben. Mit unbändiger Kraft und Wucht meißelt Richter die schroffen Härten heraus und überzeugt in den ruhigeren Passagen aber genauso. Allerdings ist die Tonqualität miserabel: Live-Aufnahmen aus dem Ostblock waren zu jener Zeit ohnehin schwer zu ertragen, aber hier schien Richter – wie ein Kritiker spöttisch anmerkte – vor einem Publikum von Schwindsüchtigen gespielt zu haben. Jedenfalls sind die störenden Huster, die in schöner Regelmäßigkeit auftreten, wirklich nervig.

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Eine weitere interessante historische Aufnahme legte der amerikanische Pianist William Kapell vor, der 1953 im tragisch jungen Alter von nur 31 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Seine Darbietung vereint Eleganz, Klarheit, brillante Technik und nüchterne Sachlichkeit auf unnachahmliche Weise. Auch hier ist die Tonqualität angesichts des Alters der Aufnahme nicht großartig, aber immer noch besser als bei obiger Aufnahme.

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Die bemerkenswerteste Aufnahme der jüngeren Zeit stammt von dem umstrittenen serbischen Pianisten Ivo Pogorelich. Im Gegensatz zu sonst bietet diese Interpretation weniger Anlass zu kontroversen Diskussionen und nähert sich schon eher der schillernden Klangwelt Ravels an (passenderweise ist die CD mit Ravels Valses nobles et sentimentales gekoppelt). Eine faszinierende Aufnahme, die dem Werk neue Facetten abringt und Details offenlegt, die vielen anderen Interpreten entgehen.

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