Sergej Rachmaninoff wurde im Westen häufig als reaktionär und aus der Zeit gefallen belächelt. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass seine Kompositionen aus der Zeit in den USA (ab 1917) musikalisch weitaus konservativer sind als die Werke, die andere Komponisten zur gleichen Zeit in der alten Welt schufen – seien es nun die Vertreter der Zweiten Wiener Schule, Prokofieff, Strawinsky oder Hindemith. Nichtsdestotrotz erfreuen sich insbesondere die Klavierkonzerte Nr. 2 und 3 bis zum heutigen Tag ungebrochener Beliebtheit. Unter den Soloklavierwerken ragt vor allem das Cis-Moll-Prélude op. 3,2 heraus. Das die Glocken des alten Russland evozierende Stück beinhaltet alles, was den Stil Rachmaninoffs ausmacht: klangliche Wucht, schillernde Kaskaden und die so vertraute, genuin russisch wirkende Melancholie.
Auch wenn keine andere Solokomposition Rachmaninoffs es an Bekanntheit mit dem Glocken-Prélude aufnehmen kann, so erfreuen sich doch zumindest die übrigen (späteren) 23 Préludes, die in den Opuszahlen 23 und 32 zusammengefasst wurden, doch größerer Beliebtheit als viele andere Werke des Komponisten. Nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern auch aus musikalischen Gründen bietet sich hier die Aufnahme von Alexis Weissenberg an, die alle 24 Préludes auf einer CD vereint. Der bulgarische Pianist fand in Rachmaninoff einen Geistesgenossen: schneidende Intelligenz, Borniertheit und Introvertiertheit war ihnen beiden gemeinsam. Auf diesem Terrain konnte Weissenberg sein Faible für bombastische und dennoch durchdachte Interpretationen zum Wohle des Publikums ausleben. Gelten viele andere Interpretationen Weissenbergs als umstritten, so trifft dies für seine Rachmaninoff-Darbietungen fast nie zu.
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Bei seinem legendären Konzert in Moskau im April 1986 spielte Vladimir Horowitz neben Scriabin auch die beiden Rachmaninoff-Préludes Op. 32 Nr. 5 und Nr. 12 – diese sollte man sich genauso wenig wie die beiden kurzen Stücke von Scriabin (op. 2,1 und 8,12) entgehen lassen! Für nähere Infos siehe den entsprechenden Beitrag über die Werke von Scriabin.
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Unfassbar schön gelingt Shura Cherkassky der Mittelteil des g-Moll-Préludes op. 23 Nr. 5. Dieser schillernde und charismatische Pianist spielte durchaus wechselhaft, aber niemals langweilig oder vorhersehbar. Die Rachmaninoff-CD, die er kurz vor seinem Tod aufnahm, ist in mancherlei Hinsicht bemerkenswert – mit diesem Prélude als Krönung!
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