Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847): Rondo capriccioso op. 14 & Variations sérieuses op. 54 (Standardrepertoire)

Abgesehen von den Liedern ohne Worte gibt es nur zwei Kompositionen für Klavier, mit denen Mendelssohn-Bartholdy halbwegs präsent im modernen Konzertbetrieb ist: zum einen wäre da das übermutige und launige Rondo capriccioso, das mit einer harmlosen Einleitung beginnt, aber danach ein verzwicktes und alles andere als einfach zu spielendes Werk ist. Die viel zu wenig bekannte und dunkle Seite Mendelssohn-Bartholdys wird hingegen oftmals ignoriert oder klein gehalten. Die Variations sérieuses vereinigen auf dichtestem Raum einige der besten Einfälle des Komponisten: über ein kurzes, düsteres Thema in d-Moll ersinnt der ansonsten so frohgemute Komponist 17 Variationen, die in einem abgründigen und für seine Verhältnisse unglaublich dramatischen Schluss münden.

Der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet machte vor allem in den 90er-Jahren von sich reden und hat sich seither wieder etwas zurückgezogen. Zu seinen stärksten Einspielungen zählt eine CD mit den beiden Klavierkonzerten und eben jenen zwei Werken, die oben kurz erläutert wurden. Unter seinen Händen sprühen die Funken im Rondo nur so, während die Variationen kaum verstörender und mitreißender gespielt werden könnten. Hätten noch mehr Aufnahmen Thibaudets dasselbe Format erreicht, dann wäre dieser hierzulande wenig bekannte Pianist, der sich inzwischen stärker auf Liedbegleitung spezialisiert hat, vielleicht prominenter. Trotz alledem ist diese Interpretation das Kronjuwel seiner Diskographie, zumal auch die Klavierkonzerte unter der Leitung von Herbert Blomstedt und dem Gewandhausorchester Leipzig mehr als vortrefflich gelungen sind.

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