Frédéric Chopin (1810 – 1849): Balladen (Standardrepertoire)

Aus allzu offensichtlichen Gründen ist die Ballade eine der beliebtesten musikalischen Gattungen der Romantik – es gibt kaum einen bedeutenden romantischen Komponisten, der nichts Gewichtiges auf diesem Gebiet zu sagen gehabt hätte.

Bei Chopin entwickeln sich die Balladen nach einer sehr kurzen Einleitung dergestalt, dass ein zu Beginn präsentiertes Thema oftmals in leicht veränderter und dramatisierter Form wiederkehrt (in der letzten Ballade besonders deutlich). Dazwischen eingeschoben sind – fast wie bei einem Rondo – Zwischenteile ganz unterschiedlicher Stimmungen, die das Geschehen unweigerlich auf einen dramatischen Höhepunkt treiben. Die Klimax ist – je nach Tongeschlecht – entweder sehr triumphal (Dur, Nr. 3) oder niederschmetternd (moll) und düster. Die Vorliebe der Romantiker für schaurige Geschichten und Legenden ging auch an Chopin nicht spurlos vorbei. Seine vier Beiträge zu dieser Gattung sind wahre Meisterwerke und werden dementsprechend häufig gespielt.

Der polnische Pianist Krystian Zimerman, Gewinner des Chopin-Wettbewerbs von 1975, ist für seine skrupulöse Vorbereitung und enorm selbstkritische Herangehensweise bekannt. Das Ergebnis wird minutiös von ihm beurteilt, bevor es zur Veröffentlichung frei gegeben wird. Daher gilt für viele von Zimermans spärlichen Aufnahmen, dass sie stets gewichtige Beiträge darstellen und oft neue Sichtweisen auf sattsam bekannte Meisterwerke eröffnen. In den Balladen ist sein Gespür für Drama, Leidenschaft, Intensität und Stimmungen auch nach drei Jahrzehnten unerreicht. Am nächsten kamen ihm vielleicht Moravec und Perahia, ohne jedoch das phänomenale Niveau Zimermans ganz erreichen zu können.

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