Paul Bocuse ist tot

Der bekannteste Koch der Welt ist tot – mit 91 Jahren ist ein veritabler Grand Chef, der Inspiration für Millionen Amateure und Profi-Köche gleichermaßen war, von uns gegangen. Die Beileidsbekundungen kommen jedoch nicht nur von Kollegen seiner Zunft, sondern auch aus den Kreisen höchster politischer Prominenz. Dieser Umstand mag verdeutlichen, was für eine Persönlichkeit die Haute Cuisine heute verloren hat: er war lediglich einer von vier Köchen des Jahrhunderts, die der Gault&Millau jemals kürte (die anderen drei sind Frédy Girardet, Joel Robuchon und Eckart Witzigman).

Die Grande Nation trägt Trauer und scheint den Atem anzuhalten. Spätestens seitdem Bocuse 1975 für einen französischen Staatsempfang kochen durfte und in diesem Zusammenhang seine legendäre Trüffelsuppe „Valéry Giscard d’Estaing“ kreierte, kannte man ihn in ganz Frankreich. Einige der Gäste, die in sein Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges nahe Lyon pilgerten, taten dies teils ausschließlich wegen genau dieser Kreation. Bocuse verfasste zahlreiche Kochbücher, in denen er sein persönliches Credo in die Welt hinaus trug und Generationen von Köchen weltweit inspirierte. Während in vielen Ländern weltweit selbst die berühmtesten Köche des jeweiligen Landes kaum bekannt sind, ist dies im Mutterland der gehobenen Küche ganz anders: der, der uns heute verlassen hat, war nicht einfach ein Koch. Er war ein Idol, ein Vorbild für eine ganze Nation, ja eine Ikone.

Sein Schaffen mag heute zu Ende gegangen sein, aber sein Gedankengut wird weiter fortbesteheen. Leider war es mir nicht vergönnt, ihm jemals persönlich zu begegnen, aber den Einfluss seiner Handschrift kann man auch heute noch in vielen französischen wie in deutschen Restaurants gleichermaßen deutlich spüren.

Die Welt verneigt sich heute vor einem ganz Großen seiner Zunft und sagt demütig danke für all das, was er uns getan hat. Möge der große Meister in Frieden ruhen.